Der Artikel ist gleichzeitig mit einem Wikipedia-Artikel - zu dem ich am Anfang wesenlich beigetragen habe - entstanden und deckt sich mit diesem hin und wieder.
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zum Bild oben siehe Hintergrundbild
Bis vor kurzen wusste ich (2006) nicht einmal von der (ehemaligen) Existenz des kleinen Fleckens oder Bleeks St. Leonhard. Inzwischen habe ich es gesucht und wenn auch mitunter widersprüchlich gefunden. Zu Fuß und mit Fotoapparat, dann aber auch im Internet, im Stadtarchiv und in der Stadtbibliothek.
Allem Anschein nach war es die Lepra, die die Gründung dieses Flecken auslöste. Bereits im 9. Jahrhundert wurde die mit den Kreuzzügen eingeschleppte Krankheit wegen Ihrer Ansteckung zum Problem, Mangels moderne Tropenkrankenhäuser und Isolierstationen isolierte man die „Leprösen“ oder „Siechen“ außerhalb der Stadt. Schon im 9. Jahrhundert entstanden so Siechenhäuser außerhalb anderer Städte.
Verschiedene Autoren nehmen die Ansiedelung von Siechen spätestens im 12. Jahrhundert in dieser Gegend an. Entweder die Stadt oder die Siechen selber erwarben ein Waldstück zwischen Heidberg und Rautheim inklusive dem Mastbruch. Allem Anschein nach bedeckte es mindestens die Fläche des Hauptgüterbahnhofs und es Mastbruchs, vielleicht auch Teile des Hauptfriedhofs, obwohl hier damals schon ein Vorgänger der Helmstedter Straße entlangging. Ob der Lindenberg und das Kasernengelände an der A39 oder wie viel davon zum Holz gehörte, hat sich mir noch nicht erschlossen.
Sei es wie es sei. Das Holz bekam den (sinnigen) Namen Siechenholz. Die Kirche St. Leonhard, die heute noch besteht und die Knopp auf 1190 datiert, wird gebaut. Weitere kirchliche und weltliche Gebäude folgen. Beginen betreuen die Kranken. Ein Siechenhaus, das eine wechselvolle Geschichte als Krankenhaus entwickelt. Auch uneheliche Mütter werden hier behandelt.
Weiter finden sich im Gebiet von St. Leonhard u. a. eine Schäferei, die später zum Klostergut, dann zum Braunschweiger Landgestüt wird, schließlich zur Polizei mit Reiterstaffel kommt und dann zerfällt.
Ein Krug, das später „Gasthaus zum goldenen Stern“ heisst.
Ein Forsthaus, wo zum Ärger des Krug-Wirts auch mal Getränke ausgeschenkt werden.
Eine Windmühle, etwas außerhalb von St. Leonhard in der Nähe des heutigen Windemühlenberg –
Ein Hof, Äcker, Wohnhäuser, ein Markplatz
Das Bleek muss Leute angezogen haben, hier gab es zu tun für Handwerker, Bauern, Müller, Schäfer...
Bis zur Reformation gehört St. Leonhard kirchlich zum Bistum Halberstadt, wie alles östlich der Oker in und bei Braunschweig, nach der Reformation predigt u. a. Lampe hier, an den die Lampestraße erinnert.
Weltlich untersteht St. Leonhard der Altstadt.
Unheil kommt mit den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Herzögen leidet das Bleek, die Soldaten zerstören Gebäude und schonen auch die Kranken nicht. Aber auch die Stadt zündelt hier aus Gründen der Verteidigung.
Dennoch das Bleek entsteht wieder und bleibt wenn auch als Klostergut bis ins 19. Jahrhundert bestehen. Ab 1860 wächst sie über die Leonhardstraße und der Helmstedter Straße mit der Stadt und über die Campestraße sowie die ehemalige Schillstraße (die heutige Schillstraße war früher die Wörthstraße -) und die Lutterstraße mit dem Krähenfeld zusammen. Bis 1890 heißt der Leonhardplatz noch St. Leonhardt.
Die Helmstedter Bahn mit dem Bahnhof St. Leonhard (später - BS-Ostbahnhof -) verändert das Gesicht des Bezirks. Zunächst sind hier noch Schranken, später kommen Brücken.
Aber nicht nur die Bahn bringt Industrie und Handel in den Bezirk. So entsteht 1873 auf dem Streitberg die Aktienbrauerei Streitberg.
Heute ist der Name St. Leonhard kaum geläufig, kaum jemand kennt seine Geschichte, selbst die Kirche liegt versteckt.
Ergänzung 2021:
Die Gebäude sind teilweise abgerissen, teilweise renoviert. Es entstand das
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Anmerkung
Die Bilder stammen von 2006
Das Gelände wird z.Z. (2020) verändert